Anhang A:
Formale Erläuterung und Begründung der in Schema 1 dargestellten Wechselbeziehung
1. Formale Kausalstrukturen
Korrelationskoeffizient und Zufallswahrscheinlichkeit bezeichnen bekanntlich nur die
Genauigkeit und Zuverlässigkeit (Signifikanz) eines Zusammenhanges; sie enthalten
darüberhinaus jedoch keine Aussage über die Kausalstruktur von Ursache(n) und Wirkung(en). Im weiteren seien nur die drei Wichtigsten kurz dargestellt.
Eine Korrelation bestehe stets zwischen den Datenkollektiven p1 ... pn und q1 ... qn je der Variablen P und Q. Dabei sind hauptsächlich folgende Zusammenhangs-Typen
zu unterscheiden:
- Einseitiger Kausalnexus Ursache --> Wirkung :
- Gemeinsame Abhängigkeit von (mindestens) einer dritten Variablen X,
wobei die Daten von P von Q ebenfalls sehr genau korrelieren können, obwohl sie einander
nicht direkt beeinflussen: Als Beispiel zur Veranschaulichung dienen Merkmale zweier
Früchte mit gemeinsamer (Baum-) Wurzel. P und Q können eine der biochemischen oder physikalischen Variablen der Früchte bedeuten; sie stehen je in Autokorrelation
zur Quantität der Ernährung der Wurzel (X). Typus 2 wird im Bereich Psychologie/
Soziologie -- besonders im US-amerikanischen Schrifttum -- gelegentlich als Typus
1, evtl. auch mit umgekehrter Richtung Q-->P, fehlinterpretiert.
- Wechselwirkung mit (evtl. verstärkendem) Rückkopplungseffekt bei Vertauschbarkeit von Ursache und Wirkung
(P, Q sind hier durch U, D ersetzt) :
Wie im Fall von Schema 2 und dem folgenden Beispiel erfolgt diese Wechselwirkung
meist zwischen mehreren Erscheinungsformen in entsprechend vielen möglichen Kombinationen.
Dieser Typus eines Zusammenhanges lässt sich am Beispiel einer politischen Partei
im nachstehend schematisierten Szenario veranschaulichen. Die Variable U bezeichnet
hier im weitesten Sinn "Misserfolg" (unsuccessfulness), die Variable D "Zwietracht" (discord) im Sinne negativer
Solidarität); beide treten hier in je mindestens 3 (von sehr viel mehr möglichen) Erscheinungsformen
auf; ihre Quantifizierung erfolgt je nach einheitlichem Bewertungskatalog.
Eine der Besonderheiten dieser Wechselwirkung ist, dass trotz dieser Beziehung ein
nur geringer Korrelationskoeffizient des zeitlichen Zusammenhanges resultiert,
wenn der Rückkopplungseffekt zur Stabilisierung führt, so dass die Erscheinungsformen
dann quantitativ etwa konstant bleiben. (Im räumlichen Vergleich ergibt sich für den Zusammenhang
fast immer ein höherer Korrelationskoeffizient, vgl. Abb.1 am Ende von Kap. 3). Im folgend beschriebenen
Beispiel ist anzunehmen, dass von jeder der Erscheinungsformen zur darauffolgenden deren Quantität zunimmt, da jeder der vorausgegangenen "Fälle" die (Vor-)Belastung
des nächsten erhöht :
Eine Grundsatzdiskussion über Ziele der Partei mündet in unüberbrückbare Gegensätze
("D-Fall"). --> In der Folge kommt es zu hohen Verlusten an Wählerstimmen ("U-Fall").
--> Diese führen zu gegenseitigen Beschuldigungen und Streit über (vermeintliche)
Gründe ("D-Fall"). --> Auf Grund von Berichten in den Medien verliert die Partei weiter
an öffentlichem Rückhalt ("U-Fall"). --> Zahlreiche Mitglieder erheben weitere Vorwürfe
("D-Fall") und verlassen die Partei ("U-Fall"). --> ... (die o.g. Fälle können sich
in anderer Reihenfolge wiederholen, bis) ... --> Abspaltungen eintreten und/ oder der
Parteivorstand die Partei auflöst ("U-Fall").
An diesem Beispiel ist auch abzulesen, dass mit jedem sich manifestierenden D-/U-Fall
sich Zwietracht und (Gesamt)Misserfolg vertiefen bis zur Aussichtslosigkeit auf erfolgreiche
Umkehr. In der Regel wird die Entwicklung noch vor Erreichen dieses Endstadiums, d.h. auch vor Eintritt einer degressiven Entwicklung, aufgefangen bzw.. eine Erneuerung
eingeleitet.
Da ein Staat im höheren Grad als eine Partei ein abgeschlossenes System darstellt,
ist hier der Hinweis angebracht, dass eine Auflösung (im Sinne einer freien
Option der "Mitglieder" zum beliebigen Aus- und Übertritt) hier weitaus schwieriger,
wenn nicht ausgeschlossen ist.
Die Vorwegnahme des o. g. Szenarios leitet über auf die
2. Wechselwirkung zwischen viktimologischen Indikatoren
Wir gehen von den zwei (allein möglichen) Hauptformen, nämlich "externer"
und "interner"
Viktimisierung aus, und vermuten das Bestehen einer Wechselbeziehung (vom Typ 3)
nach folgendem Schema 1 (das dem Schema 2 in Kap. 3 analog entspricht); in beiden Hauptformen
sind je deren verschiedene Erscheinungsformen zusammengefasst :
Zunächst auf interpersonaler
Stufe lassen sich die Variablen dieser Abstraktion wie folgt interpretieren bzw.
veranschaulichen:
Externe Viktimisierung
bezeichnet jede Art direkter oder indirekter Schädigung durch Dritte. Darin lassen
sich die meisten Erscheinungsformen subjektiven und objektiven Misserfolges zusammenfassen.
Interne Viktimisierung
bezeichnet jede Art direkter oder indirekter Selbstschädigung. Diese kann unbewusst
oder bewusst erfolgen bei Selbstunfällen, Selbstverletzung (evtl. bei Suizidversuch)
und/oder durch Gesundheitsschädigung (hauptsächlich bei psychsomatischer "Abhängigkeit" von jedweder Sucht bzw. Stimulantien, ferner durch erwerbsbedingte Exposition
gegenüber Schädlichkeiten).
Offenbar besteht zwischen beiden Variablen (= Arten der Viktimisierung) enge Wechselwirkung,
welche beide eskalieren lassen kann, sofern nicht (was nur sehr selten eintritt)
echte Hilfeleistung von aussen die Wechselwirkung unterbindet.
Auch aus diesem Schema lässt sich -- unabhängig
von der Begründung auf S. 7 ff. -- Schema 2 (mit der auf Seite 6 gegebenen Rechtfertigung)
weitgehend ableiten, indem man die (inter)staaatlichen
Merkmale auf jene Erscheinungsformen absucht, die als externe/ interne Viktimisierung
interpretierbar sind. Dabei werden für die interne
Viktimisierung prinzipiell die gleichen Erscheinungsformen resultieren wie in Schema
2. Für die externe
Viktimisierung sind mit diesem Verfahren geringe Abweichungen zu erwarten, da "Misserfolg"
die Erscheinungsformen der "Schädigung durch Dritte" enthält, darüberhinaus jedoch
weitere umfasst.